Für die Rufbereitschaft

Anke Johannsen, Mai 2023

 

Eben noch gelacht und alles unbeschwert und munter
da stürzt das Leben ab und reißt die Hoffnung tief mit runter
Ein falscher Film, ein Mensch erstarrt, gelähmt ob des Geschehens
steht neben sich, verlassen, ohne Trost des Wiedersehens

Draußen treibt die Welt nach vorne, drinnen steht ihr Ende
Rufbereitschaft antwortet: „Hier komm, nimm diese Hände!“
Ist still und da. Fängt auf. Hält aus. Präsent. Bereit zu halten
Bereit zu helfen. Zu managen. Bereit sich einzuschalten

Verlässlich für die Verlassenen – Rufbereitschaft für die Seelen
denen von jetzt auf gleich, in diesem Augenblick das Wort und der Boden fehlen
Fürsorglich und seelsorglich, im Blick die Not vom Fallen
wenn schlimmster Fall und Wirklichkeit so aufeinander prallen

Ein Die-Hilflosigkeit-Überwinden
Ein Die-nächsten-Schritte-Finden
Ein Orientieren
im Verlieren
Ein Begleiten
im Verarbeiten


Fels in der Brandung
Bahn für die Bruchlandung

Kaum ist ein Unglück durchgestanden, fängt das nächste an
Die Rufbereitschaft bleibt bereit, sie will und ja, sie kann
Getragen, ja getragen von was? Von Gemeinschaft, von liebevoller Kraft
die, wenn sie schon nicht retten kann, doch Perspektiven schafft

Hey Rufbereitschaft, ich danke dir, im Namen von so vielen
die, weil du da warst und geantwortet hast, nicht ins Bodenlose fielen
Und für all die Male, die du antworten wirst, morgen und überübermorgen
um Schutz zu bieten. Zu stützen. Um Notfallseelen zu versorgen

Gelebte Menschlichkeit
in erlebter Sinnlosigkeit
in überstiegener Belastungsfähigkeit
in hereingebrochener Handlungsunfähigkeit
außerhalb üblicher Dienstzeit
Tag und Nacht
absichtsfrei vollbracht
Sprachlos
groß

Rufbereitschaft
Mutbereitschaft